Der etwas andere Skiurlaub

Wandern neben den Skifahrern

Dieses außergewöhnlich expressive Gipfelkreuz des Grödners Josef Bernardi steht oberhalb von St. Ulrich und lässt sich leicht erreichen. So flach der Anstieg von der einen Seite ist, so steil geht es hinter dem Kreuz in die Tiefe. Außerraschötz.

Was macht man mit einem geplanten Skiurlaub, wenn man noch nicht wieder Ski fahren kann?

Nach meinem unspektakulären, aber doch nicht ganz harmlosen Skiunfall im Dezember 2018 hatte man mich in St. Ulrich zwar ausgesprochen gut wieder zusammengeschraubt und so war ich deutlich dem Therapieplan voraus, aber Skifahren war tabu. Das OK hatte ich wohl für leichte Wanderungen.

So kam es mir entgegen, dass mit dem Veranstalter auch Wanderer unterwegs waren. Da die Wanderer eigene Busziele hatten, die ich nur an einem Tag passend fand, blieb ich bei den Alpinisten und  nutzte die Zeit für eigene Wege. So erfüllte ich mir zum Schluss der Reise den Wunsch, den Christus von Raschötz zu sehen.

Dies wurde mir auch durch unseren Top-Guide, der eigentlich die Alpinisten und keine Wanderer in "seinem" Bus glaubte, ermöglicht, denn zahlreiche Tipps und Ratschläge bewahrten mich sowohl vor Langeweile wie Überforderung.

Als ich mich bei wechselhaftem Wetter entschloss, doch von der Hütte das kleine Stück noch zum Gipfel herauf zugehen, klarte es auf halben Wege auf und das Licht betonte die Dramatik der Darstellung Christi eindrucksvoll.

Man muss durch St. Ulrich von der Straße hinauf zur Standseilbahn, um die Wanderung bequem zu beginnen. Zunächst schob ich mich mit einer großen Anzahl von Skifahrern die langen Rolltreppen zur Talstation der Seceda hinauf. Einen kleinen Stich versetze es mir doch, denn die Seceda ist auch noch so ein Fleck auf meiner Karte. Das harte Schlurfen der Skistiefel der anderen, das charakteristische Piepsen der Zugangsschleusen...

Die Skifahrerseilbahn ließ ich rechts neben mir, samt Apres-Skibar, und folgte dem Schild zur Standseilbahn ein paar Meter die Straße weiter hinauf. Ein Familienvater mit breitem amerikanischem Englisch brachte dort den Kassierer fast aus der Ruhe und versuchte, für die designerlabelbekleideten vier Sprößlinge eine Gratisfahrt herauszuholen. Die gibt es aber nur für Kinder bis 6 Jahren und seine waren evident deutlich drüber. Als die Seilbahn dann unten hinter der Scheibe hielt, war es Zeit, mich dazwischen zu drängen.

Oben zog ich trotz der recht dicken Schneeschicht die Spikes an, denn unter dem fluffigen Neuschnee waren blanke Eisschichten. Weiter oben auf den geraden Wegen konnte ich dann wieder besser ohne die Spikes laufen, denn der Schnee klumpt sich doch schnell zu festen Brocken zwischen den Grödelspitzen zusammen. Das Panorama war atemberaubend. Alles war zu sehen: Sella- und Langkofelgruppe, der Plattkofel im Profil seiner glatt abgerutschten Fläche, der lange Rücken zum Schlern. Zwei Kurven und die Hütte war in Sicht, so schnell hatte ich damit nicht gerechnet.  Einen Frühstückskaffee wollte ich haben, aber eine andere Gruppe entschloss sich angesichts einiger Nebelfelder und Wolken gerade, wieder hinab zusteigen, um einkaufen zu gehen. Eine kleinere Gruppe, ein italienisches Pärchen mit Bergführer aber machte sich auf.  Und ich hinterher, denn da war nichts gespurt und das Kreuz sah man gerade auch nicht mehr.

Die Stapfen der kleinen Gruppe nutzend (es markierten aber auch Stangen den Hauptweg), war ich relativ entspannt und die Sonne offenbarte die Schönheit der Aussicht schnell wieder. Die Gruppe war sehr langsam. Vier Leute oben, d.h. nur noch drei, denn der Bergführer war inzwischen weg. Eine einzelne Spur wies Richtung Kapelle. Das Paar versuchte sich auf dem glatten Fels vor dem Kreuz per Selfie zusammen zu fotografieren, was nicht klappte, so dass wir uns letztlich gegenseitig fotografierten. Als der Bergführer zurück kam und sagte, dass die Kapelle zu und die Schneewehen tief waren, entschieden sie, mit ein paar inzwischen hinzugekommenen Wanderern, wieder den selben Weg abzusteigen. Mir allerdings sagte er, die beiden hätten einfach falsche Schuhe an. Das wäre eigentlich kein Problem, ich müsse nur dann unten den Weg wieder zur Hütte gehen. An einer Bank könne man sich aber gut orientieren und einige Wegsteine schauen auch noch heraus.

Das war dann auch das erste Mal, dass ich meinen Weg selbst gesucht habe. Und wenn man genau hinsah, war der Schnee etwas glatter und die Ränder leicht eingesunken, wo tief darunter der Weg verlief.


Herrliche Aussichten


Manchmal muss man ausgebremst werden, um Geschenke der Natur sehen zu können

Wenn Erwartungen übertroffen werden


Peitler und Geisler zusammen auf einem Bild.  Das hatte ich auf Skiern noch nicht gesehen. Der Tag, an dem die Skifahrer auf der Plose fuhren, war erster mein Testtag. Geht es mit dem Laufen? Eine anspruchslose Wanderung mit wenig Höhenmetern zur Rossalm, auf gut präparierten Wegen mit vielen Hütten zum Ausruhen, falls das Knie doch Probleme macht. Gut gerüstet mit besseren Spikes/leichten Grödeln, Stöcken, Thermohose und allem, was man so für Winterwanderungen brauchen könnte, ging es los.

Die unebenen Flächen machten mir nichts aus und das Panorama war grandios. Auf Skiern hätte ich dies sicher nicht so wahrgenommen. In den Pausen traf ich immer wieder mal auf ein paar der Alpinisten und ich merkte, es war eine gute Entscheidung, den Urlaub doch nicht zu stornieren.

Skifahren macht unheimlichen Spaß. Nur habe ich nicht so viel von der Umgebung gesehen, weil ich mich doch noch sehr auf den Pistenverlauf konzentrieren musste.  Zu Fuß hingegen war ich mir dank der Spikes absolut sicher. Auch, wenn ausgerechnet aus der Wanderergruppe ein etwas lauterer Herr meinte, ein guter Wanderer brauche keine Spikes, haben mir diese die Einbuße an Trittsicherheit ausgeglichen, die ich durch das noch relativ frisch operierte Knie nun einmal hatte.

Dazu meine Meinung: gerade in den Bergen ist jeder zuallererst selbst für sich und die eigene Sicherheit verantwortlich und Ratschläge kann man gut - am besten von Einheimischen - annehmen. Was man aber getrost  ignorieren kann, sind Leute (meist Urlauber), die alles sowieso besser können, besser wissen und dich schwach dastehen lassen wollen. Die kennen im Notfall nämlich nicht mal die Nummer der Bergrettung. Lass sie einfach stehen und genieße dein Bergerlebnis. Es geht um dich und den Berg und niemanden sonst.

Es waren freilich nicht alle Wanderer so, dennoch war ich stimmungsmäßig definitv besser bei den Alpinisten aufgehoben. Als ich auf der Plose zur Rossalm wanderte und genug andere Ausflügler und Naturgenießer ohne die Gruppe traf, war das prachtvolle Panorama ganz neu.


Eine Lanze für den Kronplatz




Die Skifabrik holt auf

Was ist der Kronplatz? In erster Linie ein genialer Ausgangspunkt zum Skifahren für Jeden. Liftanlagen die auf Massen ausgerichtet sind und ebensolche Pisten. Durchaus auch gute Hütten und vor allem schöne Strecken bis nach Marebbe oder Olang. Ein Rummelplatz oben, der auf die Apres-Ski-Party unten abgestimmt ist, ein Hauch von Ballermann.

Und genauso wie man in El Arenal tagsüber keine Freude hat, zu Fuß zu gehen, hat man am Kronplatz auch als Fußgänger wenig zu suchen. Bis vor Kurzem, denn nun hat dort ein Museum eröffnet, das einen Besuch wirklich lohnt. Ein hervorragendes Restaurant angeschlossen mit schöner Sonnenterrasse und fantastischer Aussicht runden diesen kleinen Schmuckstein auf dem Kronplatz ab. Ich spreche vom Lumen Fotografiemuseum. Zwar gibt es dort oben auch das Messner Museum Corones, aber das Lumen ist eine andere Liga. Der Eintritt ist mit 17,00 € nicht gering, aber seinen Preis wert.

Auch hier wäre ich sonst nicht hinein gegangen, weil man ja Pistenkilometer macht (und da alle Gruppen so schnell als möglich vom Kronplatz Bell wegfahren, irgendwohin, wo es schöner ist, bietet sich keine Pause dort an). Das Museum ist nicht groß, aber hat zwei besonders schöne Erlebnisbereiche. Das eine ist der EagleView. Leider nur zwei Plätze, aber lohnenswert, denn man fliegt virtuell mit einem Helikopter über die Dolomiten (fast die Strecke, die ich real erlebt hatte).

Aber man sitzt nicht im Heli (ich hatte zudem den Hinweis, dass man sich in den Sessel setzen soll, übersehen), sondern steht quasi draussen neben den Kufen. Und man kann sich 360° herumdrehen, herunter sehen und zurück. Die eigenen Bewegungen werden komplett mitberücksichtigt. Irgendwann wird die Kamera dann herein genommen, aber das muss man einfach noch einmal machen. Oder noch zweimal.  Hier noch einmal ein Link zum echten Flug:

Das zweite Erlebnis, welches man auf keinen Fall auslassen sollte, ist der Spiegelsaal.

In dem Restaurant nebenan kocht ein Sternekoch, also sind die Preise eher hoch. Aber an der Bar eine Kleinigkeit geht schon.

Nun und zu Fuß kann man natürlich wieder die Seiser Alm besuchen (dieses mal mit einer besonders schönen, kulinarischen Hütte, der Rauchhütte!) und auch Obereggen war zu Fuß sehr schön (die Oberholzpiste kreuzen tatsächlich Wanderer! Mir war ganz mulmig dabei...)

Ein rundum schöner Urlaub zu Fuß und doch mit den Skifahrern und Apres-Ski. Nächstes Mal wieder aber müssen die Bretter sein....


Auf ein baldiges Wiedersehen!